Erstmals waren auch räumliche Gerechtigkeit und das Verhältnis von Stadt und Land ein Leitthema des Kongresses. Die Keynote hielt Prof. Magel, der Prof. Hausner im Vorjahr auf die Ergebnisse der bayerischen Enquetekommission "Gleichwertige Lebensbedingungen" - und hier besonders auf das von Magel/Miosga entwickelte Modell der räumlichen Gerechtigkeit - hingewiesen hatte und auf sofortiges Gegeninteresse gestoßen war.
Prof. Hausner, der früher Wirtschafts -, Arbeits- und Sozialminister von Polen war, ist für seinen sozialorientierten Ansatz der Ökonomie (Circular Economy) berühmt geworden. Aufgrund der sehr guten Resonanz und des großen Interesses der Kongressteilnehmer möchte er das Thema "räumliche Solidarität und räumliche Gerechtigkeit" beim nächsten internationalen Kongress "Solidarity in Development" in Danzig im Mai 2020 weiter verfolgen.
Auch Akademiemitglied Prof. Jacek Pijanowski von der Landwirtschaftlichen Universität Krakau möchte das Thema in Forschung und Lehre vertiefen. In Polen gibt es bisher keine Festlegungen oder Paradigmen zu gleichwertigen Lebensbedingungen, geschweige zu räumlicher Gerechtigkeit. Obgleich die ländlichen Räume in Polen ähnliche Strukturprobleme aufweisen wie in Teilen Deutschlands und deshalb umfassendere Strategien für die Entwicklung ländlicher Räume erforderlich sind, wird seitens der Politik und der Verwaltung noch viel zu agrarisch gedacht und gehandelt.
Ein Erfahrungsaustausch mit diesbezüglich weiterentwickelten Politiken und Verwaltungen in den Nachbarländern drängt sich geradezu auf. Prof Pijanowski, ein intimer Kenner der bayerischen Praxis, wies auch bei diesem OEES auf die Notwendigkeit komplexerer Strategien für sein Land hin. Es ist zu wünschen, dass er als Chefberater des polnischen Landwirtschaftsministeriums für Flurbereinigung diesbezüglich zukunftsorientierte Akzente setzen kann.